In der Dritten Person

Wir, das sind Christel Lewandowski-Menzel und Klaus Menzel, zwei - wie könnte es anders sein - höchst unterschiedliche Individuen, über deren biografischen Hintergrund hier nur soviel angedeutet werden soll, als dass sie beide weder professionelle Gärtner noch Botaniker sind.

Man könnte sagen, sie kamen durch je eigene Veranlassung zur gemeinsamen gärtnerischen Leidenschaft. Ohne dass sie eine feste Arbeitsteilung vereinbart hätten, gehen sie, jeder auf seine Weise, den Aufgaben von Pflege und Ausgestaltung ihres Gartens so ausgiebig nach, wie es ihre sonstigen Verpflichtungen irgend zulassen.

Ganz zu anfang, als ihnen der Umzug nach Wöllstein noch bevorstand, sah ein Großteil ihrer Verpflichtungen so aus:

1982 - Der am häufigsten zu hörende, indes leider falsche Trost lautete: Das geht doch alles in einem Aufwasch

Paradiesisches

Von den Besuchern ihres Gartens werden sie heute gelegentlich gefragt, ob sie denn überhaupt wüssten, dass sie sich hier ein Paradies geschaffen hätten. Zu ihrer Entschuldigung sagen sie zumeist Doch, wir ahnen es zumindest. Wer will schon den Zorn der Götter auf sich ziehen.

Dass das Wort Paradies aus dem Persischen kommt - Paradaidha - und Garten bedeutet, ist zwar ein Allgemeinplatz, wird aber gerade deshalb zumeist nicht weiter bedacht. In der Vorstellung vom Paradiesgarten – bei Licht besehen: ein weißer Schimmel - verbünden sich kollektive Tagträume von heute mit rückwärts gerichteten Projektionen schöpfungssgeschichtlicher Urzustände. Mit der Vorstellung jener Zeiten also, in denen das Brot vermeintlich noch nicht im Schweiße des Angesichts gegessen werden musste - falls man den einschlägigen Mythologien über den Weg trauen darf. Ist ein Zustand immerwährenden Nichtstuns aber tatsächlich das, was man sich unter paradiesischen Zuständen vorzustellen hat? Oder nur das verzerrte Gegenbild der alltäglich entfremdeten Arbeitsverhältnisse, aus denen es kein Entrinnen zu geben scheint?

Mag sein wie es will, für unsere beiden Gärtner sind Kontemplation und Aktion im Garten nicht zweierlei. Versenkung und Arbeit verschränken sich hier auf das Innigste. Dies entspringt keineswegs bloßem Wunschdenken, sondern der Erfahrung einer besonderen Tätigkeit, die ihnen selbst anhand der Frage Was ist das, was wir hier tun?, auf die sie noch keine Antwort gefunden haben, bewusst geworden ist. Noch dort, wo sie unermüdlich bis zum Sonnenuntergang arbeiten, kann ihnen der Tag nicht lange genug sein. Manch einer findet das erstaunlich: Die Vorstellung, sich hierbei zu schinden, kommt ihnen ebenso wenig in den Sinn wie die verbreitete Klage, keine Zeit zu haben.

2009 - Die beiden Gärtner bei einer ungewohnten Tätigkeit: Sitzen auf der Gartenbank - Foto © 2009 Katja Hemmer

Was für eine Arbeit! - Fragen über Fragen

Die Seele nimmt die Gestalt dessen an, womit sie sich befasst.

Aus dem Gedächtnis zitiert: Jean Jaques Rousseau, Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen

Nicht selten werden sie mit einem Ausdruck der Begeisterung bedacht, in die sich ein heimlicher Unterton von Bemitleidung, ja fast so etwas wie ein leiser Vorwurf mischt. Etwa wenn es heißt Sie haben wirklich einen wunderschönen Garten! Aber was machen Sie sich auch für eine Arbeit damit! Fragen, so möchten unsere beiden Gärtner sagen, die ihre Antwort schon auf der Zunge tragen. Die ihre müsste lauten, dass nicht sie es sind, die sich die Arbeit machten, sondern die Arbeit umgekehrt sie zu dem mache, was sie seien. Gewöhnlich belassen sie es aber bei der Auskunft, dass sie die Gartenarbeit, der sie ja gerne nachgingen, beweglich halte - was zwar angesichts ihres fortgeschrittenen Alters die halbe Wahrheit ist, jedoch nur einen Nebeneffekt der Sache trifft. Befragt, wieviele Gärtner um alles in der Welt sie denn beschäftigen würden, reagieren sie geständig: bloß zwei - nämlich niemand anderen als sich selbst. Schuldig bleiben sie nur die Antwort darauf, wieviele Stunden Sie täglich im Garten tätig seien. Denn im Garten schlägt ihnen ja keine Stunde.

Von Bewunderung, die, noch nicht ganz ausgesprochen, merklich in Verwunderung übergeht, zeugt ferner die Frage, ob sie neben der Gartenarbeit noch zu etwas anderem kämen. Ihr erteilen sie gewöhnlich die Auskunft: Konzerte, Kinos, Theaterveranstaltungen und Ausstellungen besuchen; viele Bücher lesen, kochen; Familienangehörige pflegen, sich mit Freunden treffen und einiges mehr. Ans geradezu Unvorstellbare rührt nicht zuletzt die Besorgnis, dass sie bei einem solchen Garten sicherlich nicht mehr in die Ferien fahren könnten. Das, so wissen sie zu beruhigen, hätten sie schon viele Jahre nicht mehr nötig - gerade wegen ihres Gartens. Denn darin befänden sie sich ja dauerhaft im Urlaub.

Dank

Mittlerweile sind ihre beiden Söhne erwachsene Männer. Wenn größere bauliche Maßnahmen anstehen, so helfen sie, falls es irgend geht, nach Kräften mit. Zur eigentlichen gärtnerischen Arbeit haben sie jedoch bislang keine erkennbare Neigung entwickelt. Das hat sie nicht davon abgehalten, ihre Eltern bei der Erstellung dieser Homepage mit Rat und Tat zu unterstützen. Umso mehr haben diese Grund, sich hierfür bei Felix und Joscha Menzel von ganzem Herzen zu bedanken. Ohne deren Sachkenntnis und Mithilfe - was für eine Arbeit! - hätten sie den Wöllsteiner Staudengarten gar nicht im Internet vorstellen können.

Ihr Dank gebührt auch vielen anderen, hier namentlich nicht Genannten, denen sie unendlich viel Kenntnis der Gartenmaterie und so manche Anregung verdanken. Ausdrücklich möchten sie die Gesellschaft der Staudenfreunde erwähnen, die ihren Mitgliedern Gelegenheit zu regem und vielseitigem Gedanken-, Pflanzen- und Samenaustausch bietet.

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