Innerhalb der Mauern
Das Wohnhaus und ein ehemaliges Stallgebäude, zusammen um die 300qm, sowie die hohen Außenmauern, gebildet aus drei Seiten einer im Übrigen abgerissenen großen Scheune, Wände der Nachbargebäude und weiterer nicht mehr vorhandener Nebengebäude umfassen unseren Innenhof.
Er ist gegliedert durch Bank- und Hochbeete, die, angelegt auf unterschiedlichen Ebenen, von niedrigen Bruchsteinmauern abgefangen sind; gepflasterte Wege; verschiedene Terrassen; einen größeren Platz sowie eine Pergola. Gärtnerisch ist er recht vielgestaltig erschlossen: es gibt hier extreme Südlagen, die sich durch die umschließenden, wärmespeichernden Mauern noch zusätzlich aufheizen, aber auch kühlere, halbschattige und schattige Standorte. Dadurch und durch die windgeschützte Lage gedeiht hier eine große Bandbreite an Pflanzen mit klimatisch recht unterschiedlichen Ansprüchen. Außerhalb der Beete findet sich auch eine ganze Reihe Stauden und Kleingehölze, die in Kübeln aufgepflanzt sind, entweder um sie im Winter ins Haus bringen oder um sie als mobile Gartenbestandteile an wechselnden Orten aufstellen zu können. Manch eine Pflanze, die im Beet übersehen würde, lässt sich zudem so auch besser ins Auge rücken.
Nicht leicht ist es, dem besonderen Flair der Gesamtheit von Garten und Architektur mit Worten gerecht zu werden. Nahezu alle Besucher sprechen in diesem Zusammenhang von einem südländisch anmutenden Charme - und wir dürfen uns dem sicherlich anschließen.
Paul Valéry
Man kann versuchen den Geist des Ortes durch spröde Ortsbeschreibungen dingfest zu machen; etwa indem man den ungewöhnlichen Sachverhalt ins Bewusstsein rückt, dass man sich hier – intra muros – zwischen den Außenmauern eines ehemals intakten, bäuerlichen Gehöftes befindet, das sich als Ganzes kaum noch erahnen lässt. Es bietet einerseits intime Abgeschlossenheit, andererseits nicht nur genügend Luft und Licht zum Atmen, sondern offenbar auch zu der Phantasie, sich an einem ganz anderen Ort zu befinden: entrückt zu sein.
Wir sind davon überzeugt, dass auch die Entnutzung dieser teilabgerissenen Zweckarchitektur, ähnlich wie bei manchen Industriebauten zu beobachten, die heute in den Dienst kultureller Ereignisse gestellt sind, wesentlich zu ihrer fluiden Atmosphäre beiträgt; einer Atmosphäre, die mehr von Übergang, denn von Dauer zeugt. Manch ein Besucher möchte darin gar eine Art Ruinen-Romantik erblicken, die uns indes entgangen sein muss. Sei's drum, wir ziehen aus bröckelndem Putz und zerfallenden Mauern keinen ästhetischen Lustgewinn, wir sorgen vielmehr mit unseren bescheidenen Mitteln für den Erhalt dieses architektonischen Ensembles.
Vieles von dem, was wir an und in diesem Hof geändert haben, konnte hier nur unter Bezugnahme auf den gleichsam „archäologischen“ Sachverhalt entstehen; nach und nach, wobei alte, durch Schutt oder Erde verdeckte Grundmauern, die irgendwann beim Graben überraschend zutagetraten, berücksichtigt oder auch beseitigt werden mussten.
Es lassen sich all die verschlungenen Pfade hier nicht aufzeichnen, auf denen wir nach und nach, von Vorläufigkeit zu Vorläufigkeit, zu dem gelangten, was sich im Nachhinein mit einer gewissen widerspruchsvollen Stimmigkeit wie die Realisierung eines Gartenkonzepts ausnehmen mag.

2008 - Im Wurzelbereich eines Pinus sylvestris - einer Rotkiefer - im Innenhof gedeihen allerlei schattenliebende Stauden und Kleingehölze
Auch wenn man dies dem derzeitigen Ergebnis unserer Umgestaltungen nicht auf den ersten Blick ansieht, so glauben wir doch, dass unsere "Überschreibungen" oder auch "Übermalungen" des Vorgefundenen frühere Zustände des Gehöftes gleichsam durchscheinen lassen, Vergangenes im Gegenwärtigen aufbewahren.